Wir saßen damals in Untersekunda (heute: 10. Klasse), es war Montag in der
vierten oder fünften Stunde, wir warteten auf unseren Englischlehrer Lothar S., und wir waren neugierig zu erfahren, was und ob er uns über sein Wochenende berichten würde. Er hatte sich nämlich
erst am vorangegangenen Donnerstag, nachdem er zuvor schon die Fahrerlaubnis der Klasse 3 (PKW und LKW bis 7,5 t) erworben hatte, auch das passende Fahrzeug zugelegt, einen 1200er VW Käfer etwa
Baujahr 1959.
Die Tür ging auf, Herr S. betrat den Klassenraum. Welch ein Anblick bot sich den zunächst erstaunten, dann mitleidigen Schülern! Über dem rechten Auge zeigte sich
hautfarben ein großes Pflaster, die Nase war mit einem weißen Mullstück belegt, das mit ebenfalls hautfarbenen Pflasterstreifen an den Wangen fixiert war. Auch zeigten sich noch andere Blessuren
und Kratzer. Seine ersten nasalen Worte waren: "Es geschah in Lieblos!"
Wie sich dann im Folgenden herausstellte, war Herr S. mit seinem VW-Käfer zu einer Probefahrt aufgebrochen, die ihn in die Gegend von Hanau geführt hatte. Bereits
auf dem Rückweg durch die Dörfer (die A45 war noch nicht gebaut) durchfuhr er auch das heute zu Gründau gehörende Dorf Lieblos. Dort war er dann, eine Kurve entweder übersehend oder die
Geschwindigkeit seines 34 PS-Fahrzeugs in dieser Kurve unterschätzend, fast frontal gegen eine Mauer gefahren. Wie er sagte, war der Mauer nichts passiert. Nur war sein KFZ beschädigt und auch
sein Äußeres wie beschrieben etwas angekratzt. Lieblos von Lieblos!