„Saunieren ist 'in!!“ Dieses war zu Beginn der 1960er Jahre auch in das kleine Städtchen am Rande des Vogelsbergs gedrungen, in dem diese Geschichte spielt. „Saunieren ist gesund!“ sagte man in dieser Zeit in Laubach, und „Saunieren macht fit!“, wussten auch die Clausenalumnen.
Nu hatte man ja die für die Landwirtschaft der Alumnen gebaute, aber selten genutzte, „Scheune“, die man mit so viel Fleiß und Schweiß und Konstrukteursgeschick errichtet hatte. So beschlossen einige der Eleven des Clausenalumnates, diese zu einer Sauna umzubauen, weil ja Saunieren nicht nur 'in' war, sondern auch gesund war und fit machte. Es sollte, wie das ganze Alumnat, eine koedukative Sauna werden.
Allerdings gab es da ein Problem. Ein (mehr oder weniger) geeigneten Ofen konnte besorgt werden, das war einfach. Schwierig würde sein, das Dämmmaterial zu besorgen, das ja unbedingt benötigt wurde, damit die im Inneren erzeugte Wärme auch im Inneren gehalten werden konnte.
Wer die Idee hatte, lässt sich vielleicht noch eruieren. Fakt ist: Sie wurde realisiert.
Jeder weiß, dass Kot von Haustieren, besonders der von Geflügel, die Eigenschaft hat, zu einer betonähnlichen Masse zu werden, wenn man ihn trocknen lässt. Zusammen mit anderen getrockneten Naturprodukten wie Stroh und Heu konnte man daraus einen isolierenden Werkstoff produzieren, der auch noch leicht zu verarbeiten war. Und das wurde getan: Die Exkremente von Kaninchen, Enten und sonstigen Tieren des Hofes wurden gesammelt, wohl mit den erwähnten Materialien vermischt und als Dämmschicht innen in der „Scheune“ eingebaut. Und getrocknet. Mit dem Erfolg, dass dieses Bauwerk wirklich weniger Wärme nach außen abgab als vorher.
Für die Einweihung wurde kräftig eingeheizt. Es war warm in der Sauna, die ersten kühnen Saunierer setzten sich hinein. Aber, oh je, was war das? Es breitete sich schon nach kurzer Zeit ein zuerst seltsam anmutender, dann unangenehmer, dann übler und schließlich penetranter Geruch, ja Gestank aus in der Sauna. So übel, dass die wagemutigen Erst-Nutzer Einer nach dem Anderen aus der Sauna flüchteten.
Was war geschehen? Nun, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Die wissenschaftlich haltbarste Theorie besagt, dass der Mörtel aus den Tierexkrementen recht neutral roch, als er getrocknet war. Als nun aber ein paar Körper in der Saunenhitze zu schwitzen begannen, nahmen die Wände diese Feuchtigkeit begierig auf und …. entließen die dadurch jetzt wieder aktivierten übelriechenden Moleküle aus der Wand. Die Sauna-Nutzung wurde daraufhin jedenfalls stillschweigend auf Dauer ausgesetzt.