Aktuell ist Laubach eine Kleinstadt wie jede andere auch: Sie hat Probleme. Da ist zuerst die Lage: Fast 30 km von der nächsten größeren Stadt (Gießen) entfernt, ohne vernünftige Nahverkehrs-Anbindung an eben dieses Mittelzentrum (von Gießen-Bahnhof nach Laubach mit bis zu 4 mal umsteigen!), mit wenig Industrie (Winter, Dexion, Römheld, BG-Chemie ...), die Landwirtschaft konzentriert sich auf immer weniger, aber größere Höfe, wodurch die Zahl der dort Beschäftigten abnimmt, die Jungen ziehen in die Nähe ihrer Arbeitsplätze ... Lediglich im Tourismus nehmen die Arbeitsplätze leicht zu.
Dazu komt ein weiteres, von der Gebietsreform der 1970er Jahre und deren Versprechungen (für das Akzeptieren der Eingemeindung wurde ein DGH gebaut ...) geerbtes Problem mit den Dorfgemeinschaftshäusern in den Stadtteilen, die in die Jahre kommen, sanierungsbedürftig sind und auch zu teuer in der Unterhaltung.
Hilfe scheint nicht in Sicht, Alle in Laubach bemühen sich redlich. Linderung schaffen lediglich die Investitionen des Grafen Karl zu Solms-Laubach, hier vor Allem in den Tourismus und dessen Infrastruktur. So wurde die Zehntscheune zu einem Veranstaltungszentrum ausgebaut, das ehemalige Krankenhaus im "Laubacher Stift" fantasievoll zu einem Hotel umgebaut, im Schloss selbst schon vor einiger Zeit ein Resaurant "Hirschfrikadelle" eroffnet, im Wald mit dem "Grünen Meer" eine Mischung aus Lehr- und Abenteuerwald geschaffen und ein Ruheforst eingerichtet. Aber auch der Umbau der Jugendherberge zu einem Gästehaus (nicht durch den Grafen) ist erwähnenswert.
Im Sektor Bildung und Jugendarbeit gibt es nichts Neues: Die Theodor-Heuss-Schule existiert nach wie vor, auch die Gesamtschule gibt es noch. Und auch das Laubach-Kolleg ist noch an seinem Platz, es hat sicjh die GFMA-Gebäude samt Sportplatz einverleibt. Der alte Laubacher Bahnhof ist jetzt Jugendzentrum.
Hotels und Gaststätten gibt es, angesichts der touristischen Ausrichtung Laubachs nicht verwunderlich, fast genügend. Aber einige der in den 1950er und 1960er Jahren bekannte, beliebte und/oder verrufene gastronomische oder kulinarische Institutionen sind auch verschwunden: Der "Solmser Hof" ist pleite und wird gerade abgewickelt, die damals dazu gehörende "Ponybar" ist schon länger geschlossen. Auch das "Scharfe Eck" am Marktplatz ist verschwunden. Metzgereien wie "Weisel" neben dem Cafe Göbel und "Kühn" schräg gegenüber gibt es nicht mehr, lediglich am Marktplatz versuchen seit Jahren größere Metzgereien aus der Umgebung, einen rentablen Laden zu betreiben. Die Bäckerei "Haak" (früher gegenüber dem Fahrradladen "Emelius") ist längst gesclossen. Der Gemüseladen "Kircher" ist auch zu, die Lebensmittelläden "Justus" (Tel.: 333), Mielke/Semmler (damals im Haus des Cafe Göbel) sind weg, auch "Feinkost Mönnig". Die Aufzählung ist sicher nicht vollständig.
Und weg sind natürlich die Alumnate. Auch sie stellten für die heutige Kernstadt Laubach einen Wirtschaftsfaktor dar, der heute sicher wieder begrüßt würde. Selbst die Paul-Gerhardt-Schule wäre aus ökonomische Sicht wohl wieder willkommen. Da waren die Umsätze bei Bäckern, Metzgern, Lebensmittelläden durch die Alumnate, die viele Lebensmittel in Laubach bezogen; auch Bauern lieferten (z.B. Kartoffeln) dort hin. Dann die Materialien für die Schule: Die "Solms-Laubach'sche Bücherstube" (gibt's in dieser Form auch nicht mehr) existierte fast auschließlich davon, genau wie die Friseure wie der "Salon Kirchner" oder "Loos", die mit den Alumnen (und den Lehrkräften) keine geringen Umsatz machten. Und schließlich die Gastronomie: In den Hotels und Gasthöfen übernachteten Eltern, Metzgereien glichen mit Mett- und Fleischsalatbrötchen sowie heißer und kalter Fleischwurst zu kleine Portionen oder unterschiedliche Geschmäcker aus, die Cafes und Bäckereien, allen voran das "Cafe Göbel, weil es so günstig am Schulweg lag, stillten den Appetit auf Süßes. Und letzendlich die Gaststätten, hier waren "Kühn" (lag am gewohnten Weg) und "Eule" (wegen der Lage abseits der üblichen Wege) die Favoriten, bei denen man (offiziell erst) in der Oberstufe seinen Durst und auch, mit dem legendären Kühn'schem Hackbraten oder mit Schweinemett, seinen Hunger stillen und mit den Einheimischen Kontakt aufnehmen konnte. Heute gibt es "Beim Kühn", ohne Fritz und seine Tochter Elvira, wieder Hackbraten, gut, aber halt doch nicht das Original.